Frühlingslager in Tschechien


Tag 1 – 28.04.2014

 

Geweckt von der Durchsage, dass wir bald in Dresden ankommen werden, drehten sich alle noch einmal so gut es ging auf den schmalen Zugbetten. Einer nach dem anderen begann sein Frühstück aus dem Rucksack hervor zu kramen. Und viele dachten sich dabei wohl, dass wir schon längst dort sein könnten, wenn wir geflogen wären.
Der Elbe entlang durch die wunderschöne Sandsteinlandschaft und an unzähligen Rapsfeldern vorbei, trafen wir am Prager Hauptbahnhof ein. Von dort ging es via Shuttlebus direkt zum Flughafen, wo wir unsere drei Kleinbuse abholen konnten, mit welchen wir dann wieder retour nach Doksy fuhren.
Nach dem Zimmerbezug ging es Schlag auf Schlag weiter. Wir wollten schliesslich auch noch trainieren. So fuhren wir einige Minuten zu einem kleinen Parkplatz an der Hauptstrasse um von dort aus unser erstes OL-Training in einem tschechischen Wald zu machen. Das Ziel war es zu merken, welche Techniken man wann anwenden muss und wie die Karte zu lesen ist.
Das Gelände ist wunderschön. Von sehr schnell belaufbaren Passagen kommt man immer wieder in traumhafte Felslandschaften, in welchen man eine sehr klare Postenraumvorstellung haben muss um die Flagge sauber anlaufen zu können. Alle kamen mit einem leichten Lächeln im Gesicht zurück und hatten trotz der schweren Beine von der langen Reise ein super Training hinter sich.
Das anschliessende Krafttraining auf dem harten Waffel-Platz wurde dann bei fielen zur Qual. Glück, dass es nur ein kurzes war. Das Abendessen nach dem Auswerten war besser als erwartet. Tennis oder gemütliches Zusammensein schlossen den ersten Tag ab und alle freuen sich auf die uns noch bevorstehenden.

 

Tag 2 – 29.04.2014

 

Morgen früh, acht Uhr. Die Sonne spiegelt sich im Pool, dahinter der sagenumworbene Tennisplatz von Doksy. Der Schauplatz, der baldigen, epischen Tennisduellen. Doch noch vor all dem gab es für uns einmal Frühstück. In unserem Esssaal wurden wir von einem reichhaltigen und herzlichen Morgenbuffet empfangen. Müesli, Brote, Fleisch und Käse. Alles was das Herz begehrt lag uns vor. Genüsslich griffen wir zu. Verdaut und gesättigt nahmen wir den neuen Tag voller Erwartungen in Angriff. Da unser Hotel sehr zentral liegt, wurden uns lange Autofahrten erspart. Kaum aus den Büssli ausgestiegen, mussten wir wortwörtlich in den Wald stürmen. Niemand durfte uns beim Parkplatz sehen, sonst hätte es grosse Konsequenzen, wurde uns gesagt. Man fühlte sich richtig wie in einem Agentenfilm, richtig lässig. Also, weil niemand uns sehen durfte, gingen wir uns in den Wald verstecken. Dies war schwieriger als erwartet, da der Wald so schön war und es kein einziges Grün gab. Schliesslich fanden wir Unterschlupf in einer Senke. Durch den Wald zu laufen war ein richtiger Genuss. Selten sieht man solch schöne Waldabschnitte, das war ein richtiges Zuckerstück. Der Fokus an diesem Morgen lag aber auf dem Training. Unsere Trainer haben sich dafür viel Mühe gemacht und haben fleissig an der Karte herumgetüftelt. Es war ein sogenanntes Multitechniktraining. Die Bahn wurde in verschiedene Abschnitte unterteilt und jeder sah ganz anders aus. Es gab reduzierte Kartenteile, Korridore und weisse Teilabschnitte. Richtig spannend und abwechslungsreich.

Unseren Mittag verbrachten wir dann wieder bei unserer Unterkunft. Auch am da gab es etwas Warmes zu essen, was viele von uns sehr begrüssten. Das Essen war natürlich nicht nur warm, sondern auch sehr fein. Es wurde Energie geladen und etwas Sonne getankt, dann ging es schon wieder los. Es stand ein O-Fokus-Training an. Wir konzentrierten uns auf den Postenraum. Doch während dem Rennen geriet dieser Fokus in den Hintergrund und die steilen Hügeln in den Vordergrund. Nur wenige hatten die Kraft oder getrauten sich in den steilsten Teil des Waldes. Ausgepumpt kam ich ins Ziel, den meisten anderen ging es genau wie mir. Die steilen Hänge haben Spuren hinterlassen. All die Erschöpfung hielt uns doch nicht davon ab zu Hause sofort zum Tennisschläger zu greifen. Die Verlockung war einfach zu gross. Kurz bevor alle kaputt ins Bett gehen wollten, wurden wir schon über den nächsten Tag informiert. Langdistanztraining. Da es ein wettkampfnahes Training werden sollte, durften wir die leere Karte schon im Voraus sehen. Die Wädli schmerzten schon nur vom Anblick dieser steilen Hänge. Mit diesen Gedanken gingen wir dann ins Bett, einige lagen wahrscheinlich noch eine Zeit lang wach, da sie sich so sehr vor dem kommenden Tag fürchteten. Im Nachhinein zu Recht.  

 

Tag 3 – 30.04.2014

 

Essen so viel wie nur geht war beim Frühstück angesagt. Denn es stand eine Langdistanz auf dem Programm. Im Wettkampftempo durch die Steilen Täler beissen und geschickte Umlaufrouten erkennen war in diesem Wald wohl das Wichtigste. Damit alle heil aus dem Wald zurück kamen machten wir vorher noch ein kurzes Krafttraining auf der Wiese vor dem Hotel. Nach dem Mittagessen, welches übrigens immer hervorragend war, machten wir uns ziemlich zügig auf zum Teamevent. Klettern an Naturfelsen. Das haben die meisten von uns noch nie gemacht. Etwas mulmig war uns sehr wohl als wir die verrosteten Hacken im Fels sahen, die verschlagenen Helme aufsetzten und die sehr glatte Felswand hinauf sahen. Besonders auffällig war der langbeinige Strauss. Rennend schnell wie ein Tiger war er in den Felsen etwas ungeschickter. Zum Glück gab es auch andere, welche sich wesentlich besser anstellten und so konnten wir bei den Tschechen, welche uns alles zeigen und sicherten doch noch einen sehr guten Eindruck hinterlassen.

Das Tagesprogramm war so dicht, dass uns keine Zeit mehr blieb für das Auswerten der morgendlichen Langdistanz. Denn nach dem Teamevent ging es direkt ans Salatbuffet und das Abendessen. Und um neun Uhr schonwieder in den Wald. Nacht OL im Gebiet rund um das Hotel. Ein richtig schönes Fleckchen Wald, welches vor allem in der Nacht einige Tücken aufzeigte. Doch alle fanden wieder aus dem Wald und konnten auch noch das zweite Champions League Halbfinale mit verfolgen. Und spätestens dann waren alle Energiereserven aufgebraucht und alle waren überglücklich dass wir am Tag darauf eine Stunde länger Schlafen durften.

 

Tag 4 – 01.05.2014

 

Sonnenstrahlen dringen durch die rosaroten Vorhänge. Sie wecken einen sanft im harmonischen Zusammenspiel der traumhaften Vogelgesänge. Besser kann ein Tag nicht beginnen. Dachten wir uns alle. Beim Frühstück auf der Terrasse mit Sicht über den Swimmingpool, den Tennisplatz und in den feenhaften Wald durch welcher man auch noch den Golfplatz erspähen konnte. Alles war perfekt. Ausser etwas. In all unseren Hinterköpfen war der Gedanke an das nahe, einstündige Krafttraining fest verankert. Auf der Wiese neben dem makellosen Pool rackerten wir uns auf der Wiese ab um in Form zu kommen für die Badesaison. Immer noch müde vom Vortag werteten wir diesen noch aus. Routenwahlen besprechen, Probleme klären und einsehen müssen, dass uns Kyburz und Co. so richtig auseinander nahmen, als sie vor einigen Jahren mit dem Juniorenkader hier waren. Halb so schlimm. Nach dem OL freien Morgen galt es am beim Nachmittagstraining den Kompass präzise ein zu setzen. Zwischen den Postennestern, welche in den einzelnen Hügeln zu finden waren und welche mit Felsen und Steinen durchzogen waren, war die Karte mit weissen Flächen abgedeckt. So musste man in den Flachen Teilen des Waldes voll auf den Kompass vertrauen und ein gutes Distanzgefühl beweisen. Sonst ging wertvolle Zeit verloren und vor allem machte man unnötige zusätzliche Meter. Die freie Zeit nach dem Training wurde sehr genossen. Sei es bei einer Partie Tennis oder Kubb oder beim wälzen in Bett. Das Abendessen war wie immer eine Klasse. Und der Nachtisch wie immer eine Klasse für sich. Dummes Geschwätz und noch mehr Tennis brachte uns die nötige Müdigkeit. Und Erholung ist wichtig. Denn morgen steht die Middlequali auf dem Programm.

 

Tag 5 – 02.05.2014

 

Frühstück wie jeden Tag. Nur leider war das Wetter nicht mehr ganz so gut. Der eiskalte Wind brachte Regenwolken mit sich und so fielen die Temperaturen in unermessliche Tiefen. Eingepackt mit etlichen Schichten machten wir uns auf zum ersten Training. Da ein Postensetzer krankheitshalber ausfiel, tauschten wir die beiden Trainings. Und wir alle waren froh, dass wir nicht am Morgen die Middlequali laufen mussten. Relief war das Thema des ersten Trainings. Eine Karte nur mit Höhenkurven und Felsen (ohne die Felsen wäre es Lebensgefährlich geworden), eine Bahn mit 19 Posten und kein Kompass. Ein Training das sozusagen aus Auffangübungen bestand. Die Grobphase war ohne Kompass echt schwierig zu bewältigen. Nur wenige erreichten das Ziel ohne eine falsche Nase hoch oder ein falsches Tal hinunter gerannt zu sein. Im Ziel hatte jeder eine Geschichte aus dem Training zu erzählen. Jeder hatte das Gefühl den grössten Fehler gemacht zu haben. Nach solch einem Training musste definitiv eine Stärkung her. Die fanden wir in Form unseres Mittagessens. Wir griffen kräftig zu. Das Morgentraining war dann schon fast verdaut, der Fokus lag nun auf dem Nachmittag, besser gesagt auf der Middlequali. Auch am Nachmittag wollte sich das Wetter nicht bessern. Doch dies war natürlich kein Grund, um das Training anders anzugehen. Gestartet wurde dann in dreier Gruppen. Das Gelände war sehr anspruchsvoll mit vielen Felsen und Felsspalten. Viele Routenwahlen und Richtungswechsel forderten uns. Da es sich um ein Middlequali handelte, war es nicht ein allzu langes Rennen. Nach dem Training ging es wieder in die Unterkunft. Das letzte Abendessen wartete auf uns. Einmal mehr genossen wir das Essen und danach bedankten wir uns beim Küchenteam für die tolle Verpflegung. Darüber waren wir wirklich sehr froh. Da es schon der letze Abend unseres Lagers war, beschlossen wir einen gemeinsamen Abschlussabend zu gestalten. Im Mittelpunkt standen die „Neuen“, welche das erste Mal mit dem Kader im Lager waren. Das Ziel war es sie besser kennenzulernen. Dies gelang uns auch und ein weiterer anstrengender, aber auch sehr schöner Tag ging zu Ende.

 

Tag 6/7 – 03.05.2014-04.05.2014

 

Der Tag der Abreise. Das Lager verging wie im Flug. Wir genossen noch einmal das Frühstück und machten uns danach noch für ein letztes Training bereit. Auch an diesem Tag war das Wetter nicht auf unserer Seite. Es blies ein kühler Wind, doch wenigstens wurde uns der Regen erspart. Es stand eine Staffelstartübung auf dem Programm, welche von Riccardo und Thomas gelegt wurde. Daher war es klar, dass uns in diesem letzten Training nichts erspart bleiben würde. Den Wald kannten wir schon vom Vortag, wo wir das Relieftraining absolvierten. Dieses Mal hatten wir den Kompass wieder dabei. Für viele galt es, aus den Fehlern des Vortages zu lernen. Von den Büssli aus liefen wir noch gut 20 Minuten bis zum ersten Startpunkt. Dort deponierten wir unsere Sachen, liefen uns ein und bekamen noch die letzten Anweisungen. Da das Training einen Staffelstart simulieren sollte, starteten alle zusammen. Zuerst die Frauen, dann die Männer. Ein Staffelstart dauerte ca. 10-15 Minuten. Im Ziel angekommen ging es weiter zum nächsten Start. Insgesamt absolvierten wir drei Schlaufen. Vom letzen Ziel mussten wir dann noch zurück zu unseren Kleidern finden. Dies gestaltete sich schwieriger als gedacht. Doch schlussendlich haben alle zurückgefunden. In der Unterkunft angekommen, gaben alle Vollgas. Je schneller wir gegessen und gepackt haben, desto länger hatten wir Zeit in Prag.

Mit den Büssli brauchten wir dann auch noch etwas länger als gewünscht bis wir dann am Flughafen waren. Abgegeben hatten wir sie dann schnell und weiter ging es mit dem Linienbus zum Bahnhof. Der erhoffte Stadtausflug blieb leider aus. Die Zeit reichte nicht. Doch bevor wir in den Zug einstiegen verpflegten wir uns noch einmal kräftig und deckten uns mit Essen für die Reise ein. Die Zugfahrt war auch unterhaltsamer als erwartet. Da in dieser Nacht auch noch die Tiomila anstand, wurde in einigen Abteilen nicht sehr viel geschlafen. An jedem Bahnhof wurde eine Internetverbindung gesucht, um die Resultate nachzuschauen. Am Ende war die Zugfahrt fast zu schnell vorbei. Es gab noch einige Sachen, welche noch hätten erledigt werden müssen. Und schon wieder war das Lager vorbei. Wir können auf ein wunderschönes und auch sehr gut organisiertes Lager zurückblicken. Die vielen schönen Momente bleiben in Erinnerung.

 

Sebastian und Lukas M.


Verfasst am: 28.05.2014


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